"Erich Fried Preis 2025" für Cemile Sahin

Die kurdisch-alevitische Schriftstellerin und Künstlerin Cemile Sahin erhält den "Erich Fried Preis 2025". Der jährlich vergebene Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Der vom Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport gestiftete Preis ist
eine der renommiertesten literarischen Auszeichnungen Österreichs. Er wird seit 1990 durch die Internationale Erich Fried Gesellschaft vergeben, die auch die jährlich wechselnden Einzeljuror:innen auswählt.
Die Entscheidung wurde dieses Jahr von der deutschen Schriftstellerin und Journalistin Fatma Aydemir getroffen. Die Alleinjurorin wird auch bei der Verleihung am 23. November im Literaturhaus Wien die Laudatio auf die Preisträgerin halten.
Kulturminister Andreas Babler:
"Cemile Sahin ist eine beeindruckende neue Stimme mit einem ganz eigenen Sound, der eine extrem filmische Erzählweise – temporeich, viele Schnitte und drehbuchartig beschriebene Settings – mit einem lakonischen, schnörkellosen Stil verbindet, in dem auch Witz und Pathos Platz haben.
Wie es ihr in dem für den Preis der Leipziger Buchmesse nominierten Roman
Kommando Ajax gelingt, – eingebettet in eine abenteuerliche Geschichte mit einer großen kurdischen Hochzeit, einem Auftragsmord und einem spektakulärem Kunstraub – die Erfahrungen von Gewalt und Vertreibung und die Herausforderungen von Emigration für die Leser:innen erfahrbar zu machen, ist großartige Literatur.
Ich gratuliere Cemile Sahin zum Erich Fried Preis 2025."
Erich Fried Preis 2025
Die Autorin und Künstlerin Cemile Sahin und wurde 1990 in Wiesbaden geboren.
Sie studierte in London und Berlin und lebt nun in Berlin.
Cemile Sahin wurde u. a. mit dem ars viva-Preis für Bildende Kunst 2019 und der Alfred-Döblin-Medaille 2020 ausgezeichnet.
Nach ihrem Debütroman TAXI (Korbinian Verlag, 2019) erschienen im Aufbau Verlag die Romane Alle Hunden sterben (2020) und Kommando Ajax (2024).
"Cemile Sahin ist eine Schriftstellerin und visuelle Künstlerin, deren literarische Arbeit von der meisterhaften Verschränkung von Sprache und Bild, von Poetischem und Politischem geprägt ist.
In ihren Romanen erzählt Cemile Sahin nüchtern und gleichermaßen zärtlich von
Menschen, die in einer von Krieg und Gewalt geprägten Welt nicht nur ums bloße Überleben, sondern immer auch um einen eigenen Freiheitsbegriff kämpfen. Der Blick, dessen sich Sahin dabei bedient, ist der einer Cineastin, einer Sprachkünstlerin und einer Chronistin des Exils. Der episodenhafte Stil, in dem Sahins dritter Roman Kommando Ajax etwa eine ganze Flut von Szenen und Figuren aneinander montiert, verdichtet sich nach und nach zu einem bildgewaltigen Epos, das mit modernsten Mitteln von den ältesten Konflikten der Menschheit erzählt: Vertreibung, Verrat, Rache.
Sahins Interesse gilt dabei nicht der Befriedigung zeitgenössischer Diskurse. Es gilt jener Erzählkunst, die die politische Realität immer mitverhandelt, wenn sie vermeintliche Einzelschicksale auffächert. Eine Erzählkunst, die sich trotz Schwere ihres Gegenstands niemals der Künstlichkeit und der Komik verweigert, und gerade darin ihre Widerständigkeit entfaltet."
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