Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur
Der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur wird seit 1965 für das literarische Gesamtwerk einer europäischen Autorin bzw. eines europäischen Autors verliehen, das international besondere Beachtung gefunden hat und durch Übersetzungen dokumentiert ist. Das Werk muss auch in deutschsprachiger Übersetzung vorliegen.
Der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur wird vom Bundesministerium für Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport (BMWKMS) jährlich verliehen. Der Preis ist mit € 25.000 dotiert.

Preisträger 2025: Serhij Zhadan
Den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur wurde 2025 an den ukrainischen Autor Serhij Zhadan verliehen. Die Preisverleihung durch den Bundesminister für Kunst und Kultur und Vizekanzler Andreas Babler fand am 25. Juli 2025 im Rahmen eines Festaktes während der Salzburger Festspiele statt.
Serhij Zhadan, 1974 im Gebiet Luhansk/Ostukraine geboren, studierte Germanistik, promovierte über den ukrainischen Futurismus und gehört seit 1991 zu den prägenden Figuren der jungen Szene in Charkiw.
Er debütierte als 17-Jähriger und publizierte zwölf Gedichtbände und sieben Prosawerke.
Für Die Erfindung des Jazz im Donbass wurde er mit dem Jan-Michalski-Literaturpreis und mit dem Brücke-Berlin-Preis 2014 ausgezeichnet (zusammen mit Juri Durkot und Sabine Stöhr). Die BBC kürte das Werk zum "Buch des Jahrzehnts".
2022 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Zhadan lebt in Charkiw und ist seit Mai 2024 Soldat.
Die fünfköpfige Jury für den Preis 2025:
- Raphaela Edelbauer,
- Univ. Prof. Dr. Klaus Kastberger,
- Dr. Alexander Potyka,
- Klaus Seufer-Wasserthal
- Mag.a Anne-Catherine Simon.
Jurybegründung:
"Serhij Zhadan entwickelt seine faszinierend-kunstvollen und dabei immer auch hochgradig lebendigen und vielstimmigen literarischen Räume vor geschichtlich klar erkennbaren Hintergründen.
Die russische Annexion der Krim und anderer Gebiete der Ostukraine dominiert den Roman Internat (dt. 2018). Hier wird ein Krieg ohne Kriegserklärung geschildert, die Auswirkungen auf das alltägliche Leben der Menschen sind desaströs.
Mit dem Großangriff Russlands auf die Ukraine vom 24. Februar 2022 hat sich das Leben und das Schreiben des Autors radikal verändert. Zhadan trat mit seiner Rockband zur Unterstützung der ukrainischen Bevölkerung und seiner Armee an versteckten Orten auf und stellte sich selbst als Helfer hinter der Front dem Abwehrkampf zur Verfügung.
In Form eines imaginären Tagebuchs hält er in dem Band "Himmel über Charkiw" (2022) seine damaligen Notizen und Aufzeichnungen fest, die etwa auch die Form von Social-Media-Postings angenommen hatten. Auch diese Literatur einer unmittelbaren und unverstellten Zeugenschaft hat im Westen großen Eindruck gemacht.
Mitte des Jahres 2024 ist Zhadan dann selbst in ein Freiwilligen-Bataillon der ukrainischen Nationalgarde eingetreten und nimmt seither direkt am Kampf gegen die russischen Angreifer teil.
Erst vor wenigen Monaten hat der Autor im Suhrkamp-Verlag, in dem sein literarisches Werk in deutscher Übersetzung erscheint, einen Gedichtband vorgelegt, der den Einschnitt vom 24. Februar 2022 als eine klaffende Wunde in der lyrischen Sprache zeigt. Es ist ein Zeichen der Hoffnung und das Merkmal eines erfolgreichen Widerstandes, dass der der Ukraine aufgezwungene Krieg hier die Stimme der Literatur aus den Angeln gehoben, aber letztlich doch nicht zum Schweigen gebracht hat."
- Keiner wird um etwas bitten
Suhrkamp 2025. Aus dem Ukrainischen von Sabine Stöhr und Juri Durkot - Chronik des eigenen Atems
Suhrkamp 2024. Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe - Internat
Suhrkamp Verlag 2023. Aus dem Ukrainischen von Juri Durkot und Sabine Stöhr - Himmel über Charkiw
Suhrkamp 2022. Aus dem Ukrainischen von Sabine Stöhr, Juri Durkot und Claudia Dathe - Die Erfindung des Jazz im Donbass
Suhrkamp 2022. Aus dem Ukrainischen von Juri Durkot und Sabine Stöhr - Feuerpause
Suhrkamp
Das erste Theaterstück von Serhij Zhadan in deutscher Übersetzung, wird am 29. September 2025 in der Reihe Suhrkamp Theater veröffentlicht
Bisherige Preisträger:innen
- 2025 Serhij Zhadan (Ukraine)
- 2024 Joanna Bator (Polen)
- 2023 Marie NDiaye (Frankreich)
- 2022 Ali Smith (Schottland)
- 2021 László Krasznahorkai (Ungarn)
- 2020 Drago Jančar (Slowenien)
- 2019 Michel Houellebecq (Frankreich)
- 2018 Zadie Smith (Großbritannien)
- 2017 Karl Ove Knausgård (Norwegen)
- 2016 Andrzej Stasiuk (Polen)
- 2015 Mircea Cărtărescu (Rumänien)
- 2014 Ljudmila Ulitzkaja (Russland)
- 2013 John Banville (Irland)
- 2012 Patrick Modiano (Frankreich)
- 2011 Javier Marías (Spanien)
- 2010 Paul Nizon (Schweiz)
- 2009 Per Olov Enquist (Schweden)
- 2008 Agota Kristof (Schweiz)
- 2007 A. L. Kennedy (Großbritannien)
- 2006 Jorge Semprún (Spanien)
- 2005 Claudio Magris (Italien)
- 2004 Julian Barnes (Großbritannien)
- 2003 Cees Nooteboom (Niederlande)
- 2002 Christoph Hein (Deutschland)
- 2001 Umberto Eco (Italien)
- 2000 António Lobo Antunes (Portugal)
- 1999 Péter Esterházy (Ungarn)
- 1998 Dubravka Ugrešic (Kroatien)
- 1997 Antonio Tabucchi (Italien)
- 1996 Jürg Laederach (Schweiz)
- 1995 Aleksandar Tišma (Jugoslawien)
- 1994 Inger Christensen (Dänemark)
- 1993 Tschynggys Aitmatov (Kirgisien)
- 1992 Salman Rushdie (Großbritannien)
- 1991 Péter Nádas (Ungarn)
- 1990 Helmut Heißenbüttel (Deutschland)
- 1989 Marguerite Duras (Frankreich)
- 1988 Andrzej Szczypiorski (Polen)
- 1987 Milan Kundera (Tschechien)
- 1986 Giorgio Manganelli (Italien)
- 1985 Stanisław Lem (Polen)
- 1984 Christa Wolf (DDR)
- 1983 Friedrich Dürrenmatt (Schweiz)
- 1982 Tadeusz Rózewicz (Polen)
- 1981 Doris Lessing (Großbritannien)
- 1980 Sarah Kirsch (BRD)
- 1979 Fulvio Tomizza (Italien)
- 1978 Simone de Beauvoir (Frankreich)
- 1977 Pavel Kohout (Tschechoslowakei)
- 1976 Italo Calvino (Italien)
- 1975 Miroslav Krleža (Jugoslawien)
- 1974 Sándor Weöres (Ungarn)
- 1973 Harold Pinter (Großbritannien)
- 1972 Sławomir Mrożek (Polen)
- 1971 Peter Huchel (BRD)
- 1970 Eugène Ionesco (Frankreich)
- 1969 keine Vergabe
- 1968 Václav Havel (Tschechoslowakei)
- 1967 Vasko Popa (Jugoslawien)
- 1966 Wystan Hugh Auden (Großbritannien)
- 1965 Zbigniew Herbert (Polen)