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Österreichischer Buchpreis 2025 geht an Dimitré Dinev

Debütpreis für Miriam Unterthiner

Buchpreis 2025, Foto: BMWKMS/Lechner
Bundesminister für Kunst und Kultur, Andreas Babler, Preisträger Dimitré Dinev, Preisträgerin Miriam Unterthiner, AK-Präsidentin Renate Anderl und Benedikt Föger, Präsident des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels.  Foto: BMWKMS/Lechner

Dimitré Dinev wurde am 10. November 2025 für sein Buch Zeit der Mutigen (Kein & Aber) mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet. Der Debütpreis ging an Miriam Unterthiner für den Titel Blutbrot (edition laurin). Überreicht wurden die Preise von Bundesminister für Kunst und Kultur, Andreas Babler, Benedikt Föger, Präsident des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels und AK-Präsidentin Renate Anderl. Die Verleihung fand zum Auftakt der Buch Wien-Woche vor rund 150 geladenen Gästen in den Praterateliers im zweiten Bezirk in Wien statt.

Durch den Abend führten Dorothee Hartinger und Philipp Hauß gemeinsam mit den Studierenden des zweiten Jahrgangs Schauspiel der Musik und Kunst Privatuniversität Wien. Die musikalische Umrahmung erfolgte durch das Ensemble Ohrenklang, einer integrativen Musikgruppe der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

Ziel des Österreichischen Buchpreises ist es, die Qualität und Eigenständigkeit der österreichischen Literatur zu würdigen und ihr im gesamten deutschsprachigen Raum die gebührende Aufmerksamkeit zu verschaffen. Der Österreichische Buchpreis wird gemeinsam vom Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport, dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und der Arbeiterkammer Wien ausgerichtet.
Die Preisträgerin bzw. der Preisträger des Österreichischen Buchpreises erhält 20.000 Euro Preisgeld. Der Debütpreis ist mit 10.000 Euro dotiert. 

Österreichischer Buchpreis und Debütpreis 2025

Buchcover Dimitré Dinev, Zeit der Mutigen
Foto: Kein&Aber

Jurbegründung:

Man steigt atemlos in diesen Text ein: Eva, ein Dienstmädchen, will sich in der Wiener Donau ertränken, verliert stattdessen ihre Unschuld in den Armen eines Leutnants, der Krieg bricht aus, sie wird Krankenschwester, sucht ihren Liebhaber, findet ihn, er erkennt sie nicht wieder, sie gibt ihm eine Chance, er nützt sie nicht, sie lässt seine Wunde nicht heilen, um ihn zu halten, lässt sein Bein amputieren, um ihn zu binden, doch er überlebt die Operation nicht. Das ist kein Spoiler, denn man hat bis an diese Stelle erst 15 Seiten gelesen. Wie kann der Autor diese Intensität 1200 Seiten halten, fragt man sich. Er kann.

Dimitré Dinev hat zwanzig Jahre an seinem Mammutroman Zeit der Mutigen gearbeitet: ein Panorama von vier Generationen, das sich von den Wirren der k. u. k. Monarchie über Faschismus und Kommunismus bis in die 1990er-Jahre spannt.

Im Zentrum steht Meto, eine schillernde Figur, die gleichsam als historischer Zerrspiegel durch die Epochen wandert. Seine Amnesie nach einem Kopfschuss im Zweiten Weltkrieg ermöglicht Dinev ein Spiel mit Identitäten, das in immer neuen familiären Verzweigungen aufgeht.

Ein Netz aus Geschichten entfaltet sich, in dem Kriege, Despotien und Zufälle die Schicksale der Menschen lenken und in dem die Donau als verbindendes, unaufhörlich fließendes Motiv alle Stränge zusammenhält.

Zeit der Mutigen ist ein Kraftakt, ein "totaler Roman", der an die großen Erzähler des 20. Jahrhunderts erinnert, aber eindeutig im 21. Jahrhundert beheimatet ist und in einer Reihe mit Roberto Bolaños 2666 oder Hilary Mantels Wolf Hall-Trilogie stehen kann. Ein humanistisches Monument von einem Buch, das größer ist als Österreich, und das zeigt: Die Zeit der Mutigen ist noch lange nicht vorbei.

Zum Autor: Dimitré Dinev

Buchcover: Blutbrot von Miriam Unterthiner
Foto: edition laurin

Miriam Unterthiners Theatertext Blutbrot nimmt sich eines Kapitels der Südtiroler Nachkriegsgeschichte an, das bislang kaum literarisch bearbeitet wurde: der Fluchthilfe für NS-Verbrecher über den Brennerpass. Figuren wie Eichmann oder Mengele passierten auf ihrem Weg nach Italien und weiter nach Südamerika eine Region, die heute gerne als idyllische Landschaft inszeniert wird und deren Mitverstrickung lange verdrängt blieb.

Unterthiner begegnet diesem schwierigen Stoff nicht mit dokumentarischem Realismus, sondern mit großer poetischer Wut und Wucht. Indem sie „Das Dorf“, "Das Brot" oder "Die Landschaft" selbst zu Figuren macht, öffnet sie den Blick auf Mechanismen kollektiven Schweigens und stellt Fragen nach Erinnerung, Verantwortung und Schuld.

Das Historische wird so zur Metapher für eine Gegenwart, in der Ressentiments und die Angst vor dem Fremden erneut virulent sind. Unterthiner erschafft eine kraftvolle Sprache, die bildstark und präzise das Verschüttete freilegt und dabei einen schreienden, oft verzweifelten Humor entwickelt.

Das Grundnahrungsmittel Brot wird dabei, unterstützt durch die Figur Max Brod, zur schwer verdaulichen Kost. Blutbrot zeigt, wie sich unsere grausame Geschichte in Körper, Sprache und Landschaft einschreibt und wie sie vielleicht doch durch einen "Nationalhumanismus" überwunden werden könnte.

Zur Autorin: Miriam Unterthiner

Die Jurymitglieder

  • Katja Gasser
    Leitung Literaturressort, ORF-TV
  • Stefan Kutzenberger
    Literaturwissenschaftler, Universität Wien
  • Theresia Prammer
    Schriftstellerin, Literaturkritikerin
  • Ulla Remmer
    Buchhändlerin, Buchhandlung Franz Leo
  • Franz Schuh
    Schriftsteller, Literaturkritiker